Reiseberichte


 

Salta08.04.2010
 
Ueber den Paso Jama
Wir verlassen San Pedro, um ueber den Paso Jama nach Salta zu fahren, wo wir neue Reifen auf die Motorraeder montieren und neue Versicherungen abschliessen wollen. Die Strecke zieht sich ueber 500km und erreicht Hoehen von ueber 4800m. Kurz vor San Antonio de los Cobres werden wir von der Dunkelheit ueberrascht und muessen die letzten 10 km auf der Piste bei Nacht fahren. Da das Hostal ueber keinen Parkplatz verfuegt, werden unsere Maschinen kurzerhand in der Lobby untergebracht.

Am naechsten Tag erreichen wir Salta, nachdem wir zuvor noch den Viadukt des "Tren a las Nubes", des Zuges zu den Wolken, besichtigt haben. Die hoechstgelegene Eisenbahnbruecke der Welt wurde von Gustav Eiffel gebaut.

In Salta sind Rebecca und Tabea zunaechst vom Camping Municipal enttaeuscht, denn der fussballplatzgrosse Swimmingpool ist leider leer. In der Grossstadt finden wir alles, was wir benoetigen. Die Reifen bekommen wir jedoch erst am Mittwoch nach Ostern. Als wir gerade wieder einmal in der Innenstadt sind, laufen uns Tobi und Lui ueber den Weg. Die Freude ueber das Wiedersehen ist gross und wir verabreden uns auf dem Campingplatz, wo wir noch ein paar Tage verbringen, bevor wir nach San Pedro de Atacama zurueckfahren, um dann die "Lagunenstrecke" nach Bolivien in Agriff zu nehmen.

Suedwestbolivien13.04.2010
 
Lagunen und Vulkane
Vor diesen Abschnitt unserer Reise hatten wir stets Respekt. Nicht nur weil diese Etappe die laengste ohne Versorgungsmoeglichkeiten ist; sondern vor Allem, weil wir nur widerspruechliche Informationen ueber ihren Zustand bekamen. Die Angaben von anderen Reisenden reichten von "fuer euch voellig unmoeglich" ueber "anspruchsvoll, aber machbar", bis "relativ problemlos zu fahren". Wir muessen uns also selbst ein Bild machen.

Nach Verlassen der Passtrasse des Paso Jama fuehrt zunaechst eine befestigte Strasse problemlos zur bolivianischen Grenzstation, wo wir die Einreiseformalitaeten erledigen. "Sie haben sich auf dem Formular verschrieben? Kein Problem, einfach durchstreichen und nochmal schreiben!" Dann heist es: "Willkommen in Bolivien!" Was fuer ein Gegensatz zu Chile! Bei der chilenischen Abfertigung fuellt man den Bogen so oft aus, bis er fehlerfrei ist (Kaiser Wilhelm laesst gruessen)!

Die Piste fuehrt uns durch grossartige Landschaft zur Laguna Verde und den Termas de Polques, wo wir zu Mittag essen wollen. Das dortige Refugio hat aber nur vorbereitete Mahlzeiten fuer die Touristen der Tourveranstalter. Waehrend wir noch ueberlegen, ob wir selbst kochen wollen, traegt das freundliche Personal bereits die ueberschuessigen Speisen von den Tischen der Tourveranstalter zusammen und stellt sie auf unseren Tisch: Mahlzeit! Als wir bezahlen wollen, wird uns nur die Cola abgezogen. Das Essen haetten ja schon die anderen Touristen bezahlt. Bolivien und seine Bewohner hinterlaessen einen guten ersten Eindruck bei uns!

An der Laguna Colorada finden wir im Refugio eine preiswerte Unterkunft.
Nachdem wir am naechsten Morgen an der Lagune die Flamingos bewundert haben, fahren wir zum Arbol de Piedra weiter. Entsprach der bisherige Pistenzustand eher der der Beschreibung "anspruchsvoll, aber machbar", so naehert er sich auf diesem Abschnitt dem "fuer uns voellig unmoeglich"! Fuer die 40 km zum Arbol de Piedra brauchen wir ca. 4 Stunden. In tiefen, sandigen Spurrillen befindet sich Wellblech! Es laesst sich einfach keine passende Geschwindigkeit finden, mit der wir bei einigermassen kalkulierbarem Risiko fahren koennen. Zudem wird Tabea ausgerechnet hier von Durchfall und Erbrechen geplagt; wirklich kein guter Zeitpunkt. Als wir den Arbol de Piedra schliesslich erreichen, sind wir ziemlich erledigt und schlagen dort unsere Zelte auf.
Der Pistenzustand bessert sich leicht am naechsten Morgen, bleibt aber fuer weitere 40km schwierig. Dann endlich wird der Untergrund wieder fester und wir haben es ueberstanden! Bei solchen Pistenzustaenden koennen wir die wirklich grossartige Landschaft nicht recht geniessen, da wir kaum einen Blick von der Piste nehmen koennen.
Wir passieren noch mehrere kleine Lagunen, bevor wir an der Laguna Hedionda im Refugio unterkommen. Die Aufnahme ist wieder sehr freundlich, sogar Benzin verkauft uns der Besitzer! Damit koennen wir Uyuni ohne Schwierigkeiten erreichen.
Auf der nun gut zu fahrenden Piste kommen wir gut voran und erreichen zur Mittagszeit den Ort Chinagua, wo wir etwas essen wollen. Doch daraus wird nichts, denn der Ort wird durch eine Strassensperre blockiert. Die Bevoelkerung protestiert gegen irgendwas, das wir nicht verstehen und wir sollen warten, bis die Blockade aufgehoben ist. Andernfalls wuerde man uns die Reifen zerstechen oder die Motorraeder zerstoeren! Wir warten also.
Nach ein paar Minuten kommt ein Mann, zeigt uns den Weg zum Salar de Uyuni, unserem Tagesziel, und meint wir sollten fahren.
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen! In wenigen Sekunden sind wir aus dem Ort und halten erst ausser Sichtweite wieder an, um eine Suppe zu kochen. Glueck gehabt! An der Strassensperre standen naemlich schon mehere Fahrzeuge und sogar ein Gueterzug, sowie einige Zelte. Offensichtlich hatten nicht alle soviel Glueck wie wir!
Am Rande des Salars uebernachten wir schliesslich in einem Salzhotel.

Uyuni15.04.2010
 
Salar de Uyuni
Wir stehen morgens um 4:30 Uhr auf und fahren nach dem Fruehstueck auf den Salar hinaus, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Vergebens, eine dichte Wolke schiebt sich vor die aufgehende Sonne. Na ja, man kann eben nicht alles haben!
Nach dem Geruettel auf den schlechten Pisten der vergangenen Tage, gleiten wir auf der Oberflaeche des Salars wie ueber eine Autobahn dahin. Die kakteenbewachsene Isla Incahuasi liegt mitten im Salar. Einige der Kakteen sind fast 1000 Jahre alt. Der Salar liegt auf ca. 3700m Hoehe, doch auf der Insel finden sich an fast jedem Stein Korallen. Fazinierend sich vorzustellen, dass dieser Salzsee einmal der Boden des Urozean gewesen ist!

Nachdem wir die ueblichen Spassfotos mit Spielereien mit der Persektive gemacht haben, erreichen wir Uyuni, wo wir im schoenen Hotel Avenida unterkommen. Hier diagnostiziert Ekkehard seinen naechsten Kardanschaden (Nummer drei)! Unser Freund Martin in Deutschland wird uns einen neuen Kardan besorgen und der ADAC wird informiert, um uns das Teil nach Santa Cruz zu schicken. Hoffentlich haelt der Kardan solange durch; es sind fast 700km bis dort hin!

Uyuni hat einen schoenen Strassenmarkt, auf dem man Gegenstaende des taeglichen Gebrauchs kaufen kann und auf den sich kaum Touristen verirren. So koennen wir ungestoert schauen und uns ein wenig mit den Haendlern unterhalten.

Als wir Uyuni Richtung Potosi verlassen, statten wir noch dem Cemeterio de los Trenes, dem Friedhof der Zuege, einen kurzen Besuch ab. Er liegt etwas unschoen inmitten eines vermuellten Gelaendes und ist wohl eher etwas fuer Fans von Dampfloks.

Potosi20.04.2010
 
La Ciudad de Plata - die Stadt des Silbers
Nach drei erholsamen Tagen in Uyuni, machen wir uns auf den Weg in die ca. 4000m hoch gelegene Minenstadt Potosi.
Der Reichtum der ehemaligen Kolonialmacht Spanien gruendete sich im wesentlichen auf die Silbervorkommen im "Cerro Rico", dem "Reichen Berg", der Potosi ueberragt. Die Silbervorkommen sind laengst erschoepft, doch heute werden noch andere Erze wie z.B. Zinn gefoerdert.

Zunaechst besuchen wir die Casa de la Moneda, die ehemalige Muenze der Stadt. In dem festungsaehnlichen Gebaeude wurden ueber Jahrhunderte zunaechst spanische und nach der Unabhaengigkeit auch bolivianische Muenzen gepraegt. Die alten Praege- und Walzmaschinen sind noch zu besichtigen.

Dann buchen wir eine Tour in die Minen, ein Erlebnis, dass wir nicht so schnell vergessen werden. Nach dem Einkleiden mit Anzug, Stiefeln, Helm und Lampe geht es zunaechst in die Raffinerie, wo uns unser Guide erklaert, wie die Erze unter Zusatz von Chemikalien aus dem Gestein geloest werden. (Angeblich werden die Chemikalien von einem deutschen Unternehmen umweltfreundlich entsorgt.)
Anschliessend geht's mit dem Bus zum Mercado de los Mineros, wo man alles kaufen kann, was die Mineros fuer ihre taegliche Arbeit brauchen: Lampen, Spitzhacken, Schaufeln, Kokablaetter und Dynamitstangen mitsamt den Zuendern (2 Euro/Stueck, frei erhaeltlich!)

Die Minen entsprechen wahrscheinlich nicht dem europaeischen Standard im Bergbau. Die Stollen sind nur notduerftig abgestuetzt, das Stuetzwerk ist teilweise eingebrochen, eine Belueftung findet nur durch die Stollen selbst statt. Hier koennten sich Sicherheitsbeauftragte und Bergbauingenieure mal so richtig austoben!

Schon nach wenigen Metern im Berg ist die Luft so stickig, dass wir Atembeklemmungen bekommen und eine belegte Stimme. An einigen Stellen wird der Stollen so niedrig, dass wir auf allen Vieren kriechen muessen. Kurz darauf erreicht unsere Gruppe ein kleines Gewoelbe, in das von oben ein Schacht muendet. Unterhalb des Schachtes sind zwei Arbeiter damit beschaeftigt, Gesteinsbrocken auf einen grossen Haufen zu schaufeln. Alle paar Minuten erscheinen vier weitere Arbeiter mit einer Lore, die an Ort und Stelle ausgekippt wird. Wir werden aufgefordert, auch ein wenig zu schaufeln. Auf 4200m Hoehe geht uns dabei schon nach wenigen Minuten die Puste aus. Die Arbeiter arbeiten jedoch bis zu 16 Stunden hier! Der Staubbelastung ist so hoch, dass man kaum Luft bekommt. Die meisten Mineros haben nach 10 Jahren Taetigkeit eine Staublunge. Der Berggott Tio (eine Art Teufel) soll die Mineros vor den Gefahren unter Tage beschuetzen. Seinen Statuen werden Opfergaben in Form von Alkohol, Zigarretten und Kokablaettern dargereicht.

Viele der Mineros fangen bereits als Kinder in der Mine an zu arbeiten. Der Juengste, den wir treffen, ist 15 Jahre alt und arbeitet seit drei Jahren hier. Ein Anderer ist 25 Jahre alt und arbeitet nur hier, um seinen vier Kindern eine Schulausbildung zu ermoeglichen; er hat ihnen verboten, in der Mine zu arbeiten. Wir ueberlassen den Arbeitern die Getraenke, Kokablaetter und einige der Dynamitstangen, die wir zuvor auf dem Markt gekauft haben.

Allen aus unserer Gruppe ist die Erleichterung anzusehen, als wir nach knapp 3 Stunden wieder draussen sind.

Vor dem Mineneingang bereiten wir unter Anleitung unseres Guides die uebrigen der gekauften Dynamitstangen zur Sprengung vor. Als die Lunte angezuendet wird, bleiben noch ca. 2 Minuten bis zur Explosion. Jeder der moechte, darf die Ladung kurz in der Hand halten, bevor die Guides sie in sicherer Entfernung deponieren. Die Druckwelle ist dennoch beeindruckend.

Von Sucre nach Samaipata29.04.2010
 
Schoenes Bolivien
In Boliviens Hauptstadt Sucre kommen wir in einem netten Hostal unter. Die Stadt ist wirklich sehenswert mit ihren schoenen Gebaueden aus der Kolonialzeit. Die Studenten der Universitaet bringen ordentlich Leben in die Stadt. In Chochabamba findet zu der Zeit, die wir in Sucre sind, eine Umweltkonferenz statt und die hiesigen Studenten unterstuetzen die Forderungen nach Verbesserung der Umwelt durch eine Demo mit Musik und Verkleidungen wie beim Karneval.

Auf dem Markt von Sucre kann man aus dem reichhaltigen Angebot von Obst und Gemuese waehlen und auch sehr lecker essen.

In der Casa de Libertad erfahren wir einiges ueber die Geschichte Boliviens und des Kampfes um die Unabhaenigkeit von der Kolonialmacht Spanien. Der Wandel, in dem sich Bolivien zur Zeit befindet, wird hier auch sichtbar: Neben den Portraits der frueheren Praesidenten von Bolivien, haengt auch das von Evo Morales, des Jetzigen. Laut unserem Fuehrer ist dieser der erste echte Bolivianer, der zum Praesidenten gewaehlt wurde.

Unseren urspruenglichen Plan, eine weite Schleife suedlich von Sucre nach Samaipata zu fahren, um ein wenig auf den Spuren von Che Guevara zu wandeln, lassen wir wegen des defekten Kardans fallen und waehlen den kuerzesten Weg. Doch nach weiteren 200km bricht der Kardan schliesslich irgendwo auf einer einsamen Gebirgsstrasse, sodass wir einen LKW-Fahrer anheuern muessen, der uns nach Samaipata bringt. In diesem wirklich netten Ort muessen wir nun warten, bis der Kardan in Bolivien eintrifft.

Samaipata ist bekannt fuer eine wenige Kilometer entfernt gelegene Kultstaette, welche noch aus der Vor-Inka-Zeit stammt. Die Anlage wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklaert und ist wirklich beeindruckend. In einen 250x50m grossen Felsen wurden Nischen und geometrische Muster hineingearbeitet. Rund um die Anlage befinden sich weitere Ueberreste von Gebaueden.
In Samaipata begegnen wir auch Tobi und Lui wieder. :-)

 

Von Sucre nach Samaipata
 

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