Reiseberichte


 

El Calafate06.01.2010
 
Sylvester und Gletscher
Nach unserer Ankunft in El Calafate machen wir uns zuerst an die Fehlersuche an Fraukes Motorrad. Alle in Frage kommenden Komponenten werden ausgebaut, geprueft (ohne Befund!) und wieder eingebaut. Anschliessend springt die Maschine wieder tadellos an!? Bei der Reparatur bemerken wir allerdings, dass der Rahmen geschweisst werden muss. Eine Arbeit, die eine der oertlichen Werkstaetten in wenigen Minuten erledigt.
Abends lassen wir das Jahr 2009 mit einem zuenftigen Asado und einigen Flaschen Rotwein ausklingen.
Am 1.1. ist erstmal Ruhetag. Der Kanadier Markus hat uns das Wuerfelspiel "Lumberjack" beigebracht und wir verbringen den Tag mit Ueben und dem Vernichten der letzten Rotwein- und Bierreserven, bevor dann am 2. Januar alle weiterfahren. Ina und Tony wollen nach Norden, um sich die Rally Paris-Dakar anzusehen, wir selbst wechseln auf einen Campingplatz naeher am Gletscher Perito Moreno und Nick und Markus fahren in den Torres del Paine Nationalpark, wo wir sie in drei Tagen treffen wollen.
Der Perito Moreno Gletscher ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die noch wachsen. Bis zu 2 Meter am Tag schiebt sich die ueber 4 km breite Eisfront vor. Von Zeit zu Zeit blockiert das vordringende Eis den Abfluss des Brazo Rico, bis der Druck des aufgestauten Wassers die Eismassen durchbricht und einen oder mehrere Torboegen formt.
An der Front des Gletschers brechen ab und zu Eisbrocken ab, die dann mit Getoese in den Lago Argentino stuerzen und als Eisberge davontreiben. Wer fruehmorgens hierher kommt, kann die Geraeusche des Gletschers hoeren, die spaeter am Tag durch das Geplapper der Touristen uebertoent werden. Um halb neun haben wir das Gelaende fast ganz fuer uns und sehen auch zwei spektakulaere Eisabgaenge. Spaeter sturzen noch zwei der drei Torboegen teilweise ein. Ein wirklich beeindruckendes Naturschauspiel!
Zurueck in El Calafate treffen wir Andy und Maya, die wir in Viedma kennen gelernt haben, auf dem Campingplatz.
Als wir El Calafate verlassen wollen, erleben wir eine unangenehme Ueberraschung: Keine unserer vier EC- oder Kreditkarten funktioniert mehr in den Bankautomaten! Auf Nachfrage erklaeren unsere Banken, dass die EC-Karten mit dem Jahr 2010 vorzeitig ungueltig geworden sind. Die Mitteilung darueber liegt seit zwei Monaten bei uns zu Hause und hat uns nicht erreicht!
Mit Hilfe von Rick und Emily, zwei englischen Motorradfahrern, gelingt es uns genuegend Bargeld fuer die Weiterfahrt zu bekommen und wir brechen mit zweitaegiger Verzoegerung zum Nationalpark Torres del Paine auf, wo Nick und Markus (hoffentlich!) auf uns warten.

Torres del Paine12.01.2010
 
Torres del Paine
Der Nationalpark Torres del Paine liegt auf chilenischem Gebiet. Die Grenzformalitaeten gestalten sich etwas umstaendlich: Zunaechst stellt man sich am Schalter der Einreise an, bis man dort ein Formular bekommt, das man ausfuellen muss. Anschliessend stellt man sich wieder an, um es dort wieder abzugeben und den Einreisestempel zu erhalten. Beim Zoll nochmal das Gleiche. Bei sowas komme ich mir immer veralbert vor!
Nachdem wir die Formalitaeten erledigt haben und weiterfahren wollen, erlischt bei meinem Motorrad die Ladekontrollleuchte nicht mehr! Also aendern wir die Route und fahren nach Puerto Natales, um den Fehler zu lokalisieren und zu beseitigen. Nick und Markus werden wir wohl nicht mehr in Torres del Paine treffen, schade!

Nachdem die fuer den Fehler verantwortliche Diodenplatte am naechsten Abend repariert ist, fahren wir weiter nach Torres del Paine. Kev und Lorraine, die wir aus Viedma kennen, wollen auch dorthin. Der Campingplatz liegt sehr schoen, mit direktem Blick auf die Torres, falls sie mal nicht in den Wolken sind. Die Preise fuers Camping sind ok, die fuer Lebensmittel allerdings happig: 1 Weissbrot - 5 Euro, 1 Tafel Schokolade - 5 Euro! Ich ueberlege, ob man hier nicht einen Kiosk eroeffnen sollte, um die Reisekasse aufzubessern!

Urspruenglich wollten wir in Torres del Paine das "W" erwandern, doch unsere Informationen, man koenne sich hier Ausruestung leihen, erweisst sich als falsch. Bis auf Wanderrucksaecke haben wir alles dabei und ausgerechnet _die_ kann man hier _nicht_ leihen! Also koennen wir nur kleine Tagestouren gehen, alle Wanderungen mit Uebernachtungen fallen flach.
Statt dessen unternehmen wir eine Motorradtour durch den Park, bis starker Wind und einsetzender Regen uns zur Umkehr noetigen. Morgen werden wir Richtung Ushuaia weiterfahren.

Ushuaia14.01.2010
 
Vom Winde verweht
Von Torres del Paine aus fahren wir nach Punta Arenas. Die ganze Fahrt ueber herrscht starker Wind, der Rebecca und mich bei einem Fotostop mitsamt dem Motorrad einfach umblaest.
Am naechsten Tag hat sich der Wind jedoch gelegt und nach einer ruhigen Ueberfahrt erreichen wir Feuerland. Nach flotter Fahrt auf Schotterstrecke und langwierigem Grenzuebetritt erreichen wir schliesslich die suedlichste Stadt der Welt, Ushuaia. Das Postoffice im Nationalpark, in dem man sich den Pass abstempeln lassen kann, hat schon geschlossen, also gibt es auch keinen Stempel. Der suedlichste Punkt unserer Reise ist erreicht; 24.973 Km haben wir seit unserer Ankunft in Caracas zurueckgelegt und doch wir haben nicht das Gefuehl, von nun an auf dem Rueckweg zu sein.

Auf unserer Fahrt nach Rio Gallegos machen wir im Club Nautico in Rio Grande Zwischenstop. Der Besitzer Willie ist sehr nett und hilfsbereit. Wir brauchen dringend neue Reifen und er telefoniert solange mit den umliegenden Haendlern, bis er passende Reifengroessen in einer Motorradwerkstatt in Rio Gallegos gefunden hat.
Da wir erst gegen Mittag losfahren, erreichen Rio Gallegos am Abend erst spaet und kommen in einem viel zu teuren (und schlechten!) Hotel unter.

Rio Gallegos20.01.2010
 
Reifenwechsel auf suedamerikanische Art
Wir finden uns am naechsten Morgen bei dem Motorradhaendler ein, bei dem Willie die passenden Reifen fuer uns hat reservieren lassen. Es herrscht viel Betrieb in der Werkstatt und keiner findet so richtig Zeit, sich um uns zu kuemmern. Einer der Chefs hat ein offensichtlich unerfreuliches und sehr langes Telefonat, der andere weiss nichts von reservierten Reifen und hat nur _einen_ Reifen des gewuenschten Typs auf Lager. Fuer das andere Motorrad bietet er uns einen Reifen an, der fuer Schotterpisten wenig geeignet ist. Ausserdem liegt der Preis, den er fuer alle Reifen verlangt, erheblich ueber dem mit Willie vereinbarten.
Nach einigem Hin und Her akzeptieren wir die angebotenen Reifen, da wir dringend neue brauchen und andere nicht erhaeltlich sind. Die Preisdifferenz wird damit erklaert, dass der Preis das Aufziehen der Reifen bereits enthalte. Wir erklaeren, dass wir die Reifen selbst montieren wollen und erhalten daraufhin die Reifen zum urspruenglich vereinbarten Preis. Wir koennten die Reifen auch selbst in der Werkstatt montieren, allerdings erst ab 15:00 Uhr. Es ist nun 12:30 Uhr, also erstmal Mittagessen!

Puenktlich um 15:00 Uhr sind wir zurueck und Ekkehard macht sich an die Montage. Der Reifen fuer Fraukes Maschine macht keine Probleme und ist schnell montiert. Doch bei Ekkehards Motorrad will der alte Reifen partout nicht von der Felge. Also bittet er die Leute in der Werkstatt, diese Arbeit zu uebernehmen. Die packen sogleich das Rad und den neuen Reifen und fahren mit dem Auto davon. Wir warten. Und warten. Und warten. Schliesslich faehrt das Auto wieder vor und Ekkehard erhaelt das Rad zurueck. Er ist einigermassen erstaunt, dass seine BMW ploetzlich ueber einen Kettenantrieb verfuegen soll, da das Rad ein Kettenrad hat. Man hat offensichtlich in der Gomeria (Reifenwerkstatt) das Rad verwechselt! Also fahren die Leute aus der Werkstatt nochmal los, um das richtige Rad zu holen.
Als sie zurueckommen, ist die Montage des Rades nur eine Sache von Minuten. Mittlerweile ist es 19:30 Uhr und wir koennen nun die Reifen bezahlen. Als wir an der Kasse stehen, sieht Ekkehard dort einen Reifen des urspruenglich gewuenschten Typs stehen, der angeblich nicht auf Lager ist. Er redet mit dem Chef und verlangt, dass der Reifen nochmal getauscht wird. Grosse Diskussion!. Es ist 20:00 Uhr und die Werkstatt schliesst. Der Chef erklaert sich bereit solange zu bleiben, bis der Reifen erneut gewechselt ist. Was vorher einen ganzen Tag in Anspruch nahm, wird nun in 30 Minuten erledigt. Um 21:00 Uhr, wir sind endlich startbereit, laed uns der Chef noch zum Essen zu sich nach Hause ein.
Wir lernen bei leckerer Pasta den Chef Markus, seine Frau und zwei seiner Freunde (einen Schaffarmer und einen Schlachthofbesitzer!) naeher kennen und es wird noch ein sehr netter Abend. Wer redet da noch von den Pannen des Tages...

Am naechsten Tag faehrt Ekkehard nochmal zur Werkstatt, um den Rahmen von Fraukes Maschine schweissen zu lassen und den Auspuff richtig zu befestigen. Waehrend er dort arbeitet, fahren draussen Sylvia und Chris vor. Wir hatten die beiden Schweizer schon mehrfach unterwegs getroffen und die Freude ueber das Wiedersehen ist gross. Sie wollen hier die Reifen wechseln und eventuell neue Gabelsimmeringe montieren. Als schliesslich alle Arbeiten erledigt sind, fahren wir gemeinsam zum Campingplatz.
Es gibt viel zu erzaehlen und so bleiben wir noch einen Tag zusammen in Rio Gallegos.

El Chalten29.01.2010
 
Schoene Aussichten: Fiz Roy und Cerro Torre
El Chalten empfaengt uns nach einer windigen Fahrt quer durch Patagonien mit Sturm und Regen. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig, denn es ist Samstag und alle Hotels belegt und/oder zu teuer. Schliesslich bauen wir auf einem Campingplatz unser Zelt auf, bei dem Wind kein wirkliches Vergnuegen. Unsere Zelte werden vom Wind ordentlich durchgeschuettelt. Einige der anderen Zelte ueberstehen die sehr windige Nacht nicht.
Wir erkunden in den naechsten Tagen die Umgebung von El Chalten mit den Motorraedern oder zu Fuss. Das Wetter ist die ganze Zeit ueber sehr wechselhaft, meist regnerisch und kuehl, doch wenn mal die Sonne scheint, nutzen wir die Zeit zu kleineren Wanderungen durch die wunderschoene Berglandschaft.
Nach vier Tagen wollen wir eigentlich weiterfahren, als ploetzlich Tobi und Lui, die wir in Azul kennenlernten, mit ihrem Auto die Strasse entlangfahren. Als sie uns sehen, halten sie an und wir freuen uns alle ueber das Wiedersehen.
Sie quartieren sich ebenfalls auf dem Campingplatz ein und wir verbringen noch zwei Tage in El Chalten, bevor wir uns dann gemeinsam auf die beruehmt-beruechtigte "Ruta 40" begeben.
Bei unserer Abreise zeigt sich El Chalten nochmal von seiner besten Seite im Sonnenschein vor der phantastischen Bergkulisse.

 

El Chalten
 

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